Hengstparade by Hauptmann Gaby

Hengstparade by Hauptmann Gaby

Autor:Hauptmann, Gaby [Hauptmann, Gaby]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Diesmal ließ sich Hella ganz ungeniert vor das

Eingangstor zum Pferdehof fahren. Es war schon früher Nachmittag, Zeit für einen gemeinsamen Tee. Kurt war am Vormittag kurz zu sich nach Hause gefahren, zwei Stunden später aber schon wieder dagewesen.

»Darf ich irgendwann mal sehen, wo du dich

herumtreibst, wenn du nicht gerade hier bist?« fragte sie bei seiner Rückkehr.

»Irgendwann sicher mal«, neckte er sie und zog sie in seine Arme. »Möglicherweise nächste Woche, wenn mein Personal die weißen Häubchen trägt und der rote Teppich ausgerollt ist. Könnte dir das passen?«

»Kindskopf«, sagte sie, dachte trotzdem mit Schrecken an nächste Woche. Entweder mußte sie demnächst

verlängern oder tatsächlich abreisen. Zumindest mußte sie sich irgendwann für irgendwas entscheiden.

»Wir trinken bei Lex einen Tee, und dann zeige ich dir ein bißchen die Umgebung«, schlug er vor. »Hast du Lust?«

Und ob, sie hatte bisher außer dem Reiterhof, dem Waldhaus und dem Einkaufszentrum nichts von

Niedersachsen gesehen.

»Eine Fahrt ins Blaue?« fragte sie.

»Mit Abendessen in irgendeiner verträumten

Bauernkate!«

»Hört sich gut an!«

»Oder würdest du lieber nach Münster? Hat einen

wunderschönen mittelalterlichen Stadtkern mit vielen 171

kleinen Geschäften unter den Arkaden.«

»Hört sich auch gut an!«

»Dann fahren wir morgen nach Münster und machen

heute einen ländlichen Streifzug!«

»Gut, daß du mich gefragt hast!«

»Siehst du wohl«, sagte er fröhlich.

Kurt hatte geparkt und kam jetzt um den Wagen herum auf ihre Seite. Gemeinsam liefen sie den schmalen Weg zum Hoteleingang entlang, der junge Mann, der ihr am ersten Tag das Gepäck getragen hatte, harkte die Erde in dem Blumenbeet längs der Steinplatten. Er schaute kurz auf, grüßte und arbeitete weiter, also waren sie nicht weiter auffällig, dachte Hella. Oder er kannte Kurt nicht, das war auch eine Möglichkeit.

Die Rezeption war verwaist, und sie gingen ohne eine weitere Begegnung direkt in das Kaminzimmer. Ihr Stammplatz war besetzt, ärgerlich, denn alle anderen Clubsessel und Tische waren frei. Kurt hatte den Arm um sie gelegt und sah sie bedauernd an, dann erkannte Hella, wer da saß. »Macht nichts«, sagte sie, »das ist Harry. Wir setzen uns einfach dazu.«

Auch Harry hatte sie entdeckt. »Da kommt sie ja«, rief er freudig und sprang auf. »Eben habe ich von Ihnen gesprochen.« Er streckte ihr die Hand hin. »Darf ich Ihnen meine Freundin vorstellen?«

Hella meinte, der Schlag müsse sie treffen. Karin stand auf, bleich wie die Nacht.

»Frau Bauer, Karin Fischer, wie versprochen!«

Sie gaben sich stumm die Hände.

»Zwei frisch verliebte Paare, wies scheint«, frohlockte Harry, »ist das nicht schön?« Er sah Kurt an. »Und wir beide lernen uns auch endlich mal nicht nur auf die Ferne 172

kennen. Wollt ihr euch nicht zu uns setzen?«

»Klar, gern«, sagte Kurt unschuldig und rückte zwei Sessel dicht nebeneinander an den Tisch. Hella ließ sich niedersinken, und er legte besitzergreifend seine Hand auf ihre Lehne.

»Wann«, begann Hella und mußte sich räuspern, »wann sind Sie angekommen?«

»Vor etwa einer halben Stunde. Harry hat mich am Flughafen in Osnabrück abgeholt.« Ihre grünen Augen schossen Blitze. »Sehr gemütlich hier!« Die Anspielung war für Hella deutlich herauszuhören.

»Wir machen es uns gemütlich«, grinste Kurt. »Nicht wahr, Hella?«

Hella reagierte nicht, doch Harry staunte noch immer.

»Toller Zufall«, sinnierte er. »Darauf müssen wir doch einen trinken!« Er blinzelte Hella über den Tisch hinweg zu.



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